Neuigkeiten aus dem Elisabeth Krankenhaus Recklinghausen

Mittwoch, 09.03.2011

11 Forum: Aktuellle Neurologie und Neurogeriatrie

Nun schon zum 11. Mal trafen sich diesmal mit einem Besucherrekord von 280 Teilnehmern an Neurologie und Geriatrie interessierte Ärzte im Festspielhaus Recklinghausen zur regionalen Weiterbildung.

Überblick über den Veranstaltungssaal

Dr. Günnewig und Prof. Mumenthaler

Eingeladen hatte der Geriater und Neurologe Dr. Thomas Günnewig des Süder Elisabeth Krankenhauses. Referenten waren nationale und internationale Experten, die zu alltagsrelevanten Themen Stellung nahmen. Prof. Schulze-Bonhage, der Leiter des Freiburger Epilepsiezentrums berichtete über unscheinbare Phänomene, die dennoch epileptische Anfälle darstellen können und gar nicht so selten auftreten und dann gerne übersehen werden. Als Beispiel wurden Videofilme mit attackenförmigem Lesen im nächtlichen Zimmer, das Wahrnehmen von filmartigen Szenen oder plötzlichen Sprachveränderungen dargestellt. Im Gegensatz zu Schlaganfällen findet sich für diese Ereignisse in der Regel hinterher eine Erinnerungslücke.

 

Prof. Kaube vom Interdisziplinären Schmerzzentrum der Universität Freiburg berichtete über die Migräne im Alter. Typischerweise nimmt die Migränebelastung in höherem Alter meistens ab, eine Neuerkrankung in älteren Jahren ist sogar sehr unwahrscheinlich. Die Symptome selber können sich im Alter ändern, gelegentlich fehlt sogar der Kopfschmerz und es dominieren schlaganfallähnliche Ausfallsymptome, häufiger auch ein Schwindel. Zu bedenken ist jedoch, dass andere Krankheiten migräneähnliche Kopfschmerzen auslösen können. Dies gilt insbesondere für Schlaganfälle oder Gefäßentzündungen, letztere mit dem Risiko der plötzlichen Erblindung im Alter.

 

Prof. Fink, der Direktor der Neurologischen Klinik der Kölner Universitätsklinik berichtete über die Folgen einer Schlaganfallerkrankung mit bleibenden Sprachstörungen oder der Unfähigkeit, Bewegungen oder Handlungen auszuführen, obwohl keine Lähmungen vorhanden sind. In solchen Fällen ist das Handlungsschema für Bewegungen im Gehirn gestört.

 

Beeindruckend war der Vortrag von Prof. Meyer von der Charitè in Berlin über die Amyotrophe Lateralsklerose, einer Muskelschwunderkrankung, an der auch der Maler Jörg Immendorf gelitten hat. Wesentlich ist hier die engmaschige Patientenbetreuung im Umgang mit den Fragen von Schluckstörungen, Atemschwäche und Sprechverlust mit der Folge einer Kommunikationsproblematik.

 

Als weiteres Thema wurden von Dr. Baghai, Psychiatrische Klinik der Universiätsklinik München, Depressionen im Alter besprochen, die mitunter vor allem vom Patienten als normale Altersentwicklung und nicht als Krankheitszeichen erkannt werden. Folgerisiken einer unbehandelten Depression erstrecken sich vom sozialen Rückzug bis hin zum Suizid, der Selbsttötung. Antidepressiva sind wirksame Medikamente bei älteren Menschen, die zwar im Alter mit einem erhöhten Nebenwirkungsrisiko einhergehen können, aber immer nach Verträglichkeitsgesichtspunkten ausgesucht werden. Hervorgehoben wurde, dass Depressionsmedikamente keine Abhängigkeit bedingen oder fördern. Eine ärztliche Betreuung ist stets sinnvoll.

 

Es schloss sich ein Videoseminar des Schwindelzentrums der Münchener Universität durch Dr. Zwergal an. Das Wissen der Zuhörer wurde bei zehn Fallvorstellungen auf die Probe gestellt und die besten Diagnostiker wurden mit einem Buchpreis prämiert, darunter auch zwei Recklinghäuser Neurologen.

 

Zum Schluss referierte der emeritierte Prof. Mumenthaler aus Zürich über die Fallgruben beim älteren Menschen. Der 84-jährige Mumenthaler wurde mit großem Applaus verabschiedet. Seine Frage, was ein Opsimath sei, blieb zunächst unbeantwortet. Opsimathen sind Menschen, die erst in spätem Lebensalter beginnen zu lernen oder dann immer noch weiter studieren. Ein Beispiel aus der Vergangenheit ist der Römer Cato der Ältere, der im Alter von 80 Jahren noch griechisch erlernte. Die moderne Botschaft heutzutage lautet, wer im Alter noch dazu lernt, betreibt eine aktive Demenzvorbeugung.

 

Das Forum hat inzwischen Tradition und wird in Recklinghausen auch zukünftig stattfinden. Termine für die Jahre 2012 und 2013 sind schon reserviert.