Neuigkeiten aus dem Elisabeth Krankenhaus Recklinghausen

Donnerstag, 21.12.2023

Wenn Ärzte zu Detektiven werden: Der außergewöhnliche Fall des Bauchspeicheldrüsenkrebses im Magen

Dieser Fall ist nicht alltäglich, um genau zu sein der 17. Fall weltweit. Unsere Chirurgen und Internisten berichten, wie sie dem ungewöhnlichen Gewebe im Magen eines Patienten auf die Spur gekommen sind:

Die Weltrangliste – wir kennen sie vom Tennis. Das Elisabeth Krankenhaus liegt, wenn auch nicht im Tennis, auf Platz 17. Wussten Sie das schon? Bei so vielen Krankenhäusern ist das doch gar nicht so schlecht. Die ‚Spieler‘ kamen in diesem Fall aus der Kardiologie, Gastroenterologie und Allgemein- und Viszeralchirurgie und Anästhesie. Diese Stationen durchlief ein Patient, der eigentlich zur Abklärung von Angina-Pectoris-Beschwerden und einer Anämie zu uns kam. Unter anderem wurde ein kleiner, nur etwa 2 cm großen Tumor im Magen gefunden, der schon auf den ersten Blick nicht alltäglich aussah – nicht wie Magenkrebs, nicht wie ein GIST (gastrointestinaler Stromatumor), nicht wie eine banale Fettgeschwulst. Er lag tief in der Magenhinterwand. Die Proben ergaben, dass er von normaler Magenschleimhaut überdeckt war. Was tun? In der Tumorkonferenz haben wir beschlossen, ihn mit Sicherheitsabstand zu entfernen. Aber wie am besten? Im Zeitalter der ‚kleinen Schnitte‘ war das echte Teamarbeit. Bei der Operation wurde der Tumor vom Mageninneren aus per Gastroskopie genau lokalisiert, der Magen von außen per Bauchspiegelung, der sogenannten Laparoskopie, zielgenau freigelegt und dann per Gastroskop so gehalten, dass er von außen entfernt und die Magenwand dann wieder verschlossen werden konnte. Die Anästhesie sorgte für die richtigen Bedingungen. Alle warteten jetzt gespannt auf das Ergebnis der Gewebeuntersuchung. Nach ein paar Tagen kam die vorläufige Nachricht, dass es sich um einen seltenen Polypen handele, der in die Magenwand und nicht (wie üblich) in den Innenraum des Magens gewachsen war. Schon das ist sehr ungewöhnlich. Aber erst die Referenzpathologie eines spezialisierten Labors brachte nach einigen weiteren Tagen die korrekte Diagnose ans Licht. In der Magenwand hatte wohl seit der Geburt des Patienten eine kleine Insel aus Bauchspeicheldrüsengewebe geschlummert. Man nennt das „heterotopes Pankreasgewebe“. Aus diesem Gewebe hatte sich ein zwar sehr langsam wachsender, aber doch bösartiger Tumor entwickelt. Bauchspeicheldrüsenkrebs im Magen – das kommt vor, aber eben sehr, sehr selten. Bislang sind 16 Fälle in der Welt bekannt. Wir sind also Nummer 17. Weil der Tumor mit Sicherheitsabstand entfernt wurde, ist keine weitere Behandlung, nur eine Tumornachsorge notwendig. Wir drücken dem Patienten, der all das gut überstanden hat, alle Daumen.