Neuigkeiten aus dem Elisabeth Krankenhaus Recklinghausen

Dienstag, 17.04.2012

Elisabeth Krankenhaus informiert zum Thema "Herz aus dem Takt"

Am Montag, den 16.04.2012, informierten die drei Chefärzte Dr. Thomas Lawo (Kardiologie), Dr. Thomas Günnewig (Geriatrie / Neurologie) sowie Dr. Michael Pillny (Gefäßchirurgie) über die Gefahren und Folgen von Herzrhythmusstörungen.

Die Referenten der Veranstaltung: Dr. Thomas Günnewig (li.) Dr. Thomas Lawo (Mitte) und Dr. Michael Pillny (re.) sowie Christoph Kortenjann, Geschäftsführer Elisabeth Krankenhaus, und Bernd Overwien, Chefredaktion Medienhaus Bauer.

Zahlreiche Besucher ließen sich in der Abendsprechstunde "Herz aus dem Takt" informieren.

Herzrhythmusstörungen

Vor Herzrhythmusstörungen bleibt niemand verschont, es erwischt auch Prominente wie den ehemaligen englischen Premierminister Tony Blair, erläuterte Dr. Thomas Lawo bei der Abendsprechstunde. Dr. Lawo, der seit dem 01.03.2012 als Chefarzt der kardiologischen Abteilung im Elisabeth Krankenhaus tätig ist, verriet weiter, dass rund eine Million Menschen in Deutschland an Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern leiden. Zu den Ursachen von Vorhofflimmern zählen Entzündungen, Herzschwäche oder Herzklappenkorrekturen. Hauptursache sei jedoch der Bluthochdruck, welcher im alltäglichen Leben selten Probleme bereitet und deshalb gefährlich sei. Bei Anzeichen wie Herzrasen und Luftnot empfiehlt er dringend den Gang zum Arzt. Zur Therapie gehöre, erst einmal das Grundübel zu beseitigen und zum Beispiel den Blutdruck gut einzustellen. ansonsten müssen Mediziner individuell abwägen, ob sie den normalen Sinusrhythmus mittels Betablockern, Elektroschocks (Kardioversion), Vorhofdefibrilator oder Katheterablation erhalten, was allerdings mit aufwändigen Prozeduren und vielen Krankenhausaufenthalten verbunden ist, oder ob sie des Vorhofflimmern akzeptieren und mit regelmäßiger Herzfrequenzkontrolle und Blutverdünnung durch Marcumar den Patienten kontrollieren. Eventuell ist ein Herzschrittmacher oder eine Kombination mit einem Katheterverfahren nötig.

Gerinnsel im Gehirn

Wenn im Herzen ein Thrombus entsteht, droht die Gefahr, dass er bis zum Gehirn wandert und einen Hirninfarkt auslöst. Diese Form des Schlaganfalls kommt laut Dr. Günnewig, Neurologe am Elisabeth Krankenhaus, in 85 Prozent der Fälle vor und kündige sich durch viele Symptome an; Dazu gehören Lähmungen teilweise einer gesamten Körperhälfte, hängende Mundwinkel, Gefühlsstörungen, Sprach- oder Verständnisschwierigkeiten und Sehstörungen mit Doppelbildern oder Unschärfe. Sind diese Anzeichen nach 24 Stunden immer noch vorhanden, handele es sich mit großer Sicherheit um einen Schlaganfall und es gilt, die Rettungskette in Gang zu setzen. "Die Therapien sind zeitabhängig, weil pro Minute Millionen von Hirnzellen absterben", so Dr. Günnewig. So könne eine Auflösung des Blutgerinnsels im Gehirn maximal 4,5 Stunden nach Auftreten anberaumt werden. Der Eingriff selbst dauert im Elisabeth Krankenhaus durchschnittlich nur 30 Minuten. Die helfende Lysetherapie habe übrigens auch im hohen Alter noch ihren Nutzen, auch wenn die Wirkung nachlasse. Günnewig: "Besser ein Hinkebein als Bettlägerigkeit und völlige Lähmung." Aspirin dagegen schütze gerade mal mit einer Effektivität von 15 Prozent gegen Schlaganfälle, Blutverdünner wie Marcumar immerhin mit 60 bis 70 Prozent. Weil im Alter das Risiko für Hirnblutungen steige, sei eine gute Blutdruckeinstellung der beste Schutz. Generell gilt aber: Vorbeugen ist die beste Medizin. Und das gelingt durch kochsalzarme gesunde Ernährung, gute Zucker- und Blutdruckeinstellung und körperliche Aktivität.

Verstopfte Gefäße

Ein Blutgerinnsel am Herzen kann auch in andere Gefäße Wandern und diese verstopfen. Immerhin 90 Prozent aller Embolien stammen aus dem Herzen, so. Dr. Michael Pillny.  Das führe in Deutschland bei rund 25.000 Menschen zum Tode, weil die roten Blutkörperchen nicht mehr durchkommen und die Organe so nicht mehr mit lebenswichtigem Sauerstoff versorgt werden. Ursache dafür sind entweder verkalkte Adern (Arteriosklerose) oder da genaue Gegenteil: eine Aufweitung der Gefäßwände, die der Körper durch Selbstheilung zu verdicken versucht, indem er Gerinnsel anlagert (Aneurysma). Häufig betroffen sind die Beine. Wenn Zeichen von Schmerz, Blässe, Taubheit und Bewegungsunfähigkeit auftreten und der Arzt keinen Puls mehr im Bein findet, ist Eile geboten. Sind alle Symptome gleichzeitig vorhanden, bleiben maximal sechs Stunden zur Therapie. Ansonsten sei laut Pillny noch Zeit für Ultraschalluntersuchungen, um nicht blind los operieren zu müssen. Dann gilt es, von der Leiste aus das Gefäß freizulegen und den Thrombus mit einem Katheter heraus zu ziehen. Ein Aneurysma wird in einer offenen OP mit einer Prothese überbrückt. Droht die Gefahr einer Embolie in einer Nierenarterie, droht die Gefahr der Dialyse (Blutwäsche). Hier wird zur Behandlung bei einem Bauchschnitt die Hauptschlagader freigelegt. Die Symptome seien Flakenschmerz, auffällige Laborwerte und akutes Nierenversagen. Dann gilt es, sofort notfallmäßig zu handeln.