Neuigkeiten aus dem Elisabeth Krankenhaus Recklinghausen

Donnerstag, 12.06.2025

"Jobsurfing" im Elisabeth Krankenhaus: Chefin flitzt auf Aufsitzrasenmäher um die Klinik

Im Rahmen unserer Aktion "Jobsurfing" haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit, einen Tag lang in eine andere Abteilung ihrer Wahl zu schnuppern - ganz gleich welche! Lesen Sie hier unsere Reportage.

Recklinghausen-Süd. 7 Uhr morgens. Die Sonne steht noch tief über dem Elisabeth Krankenhaus Recklinghausen, als sich Ulrike Much, Geschäftsführerin des Hauses, die Arbeitshandschuhe überstreift. Es geht los – an diesem Morgen nicht im Büro, sondern an der frischen Luft mit Gärtner Markus Foschi und seinem Kollegen Alexander Hock. Beim Projekt „Jobsurfing“ tauscht die Chefin Zahlen, Daten, Fakten gegen Gießkanne, Laubbläser und Heckenschere. Auf ins Abenteuer!

Die Idee: Beim „Jobsurfing“ gehen Mitarbeiter eine Schicht lang auf Tuchfühlung in anderen Abteilungen – ob völlig berufsfremd oder möglicher zukünftiger Arbeitsplatz.  Vom Labor in den OP, aus der Verwaltung in den Wirtschaftsdienst, von Station in die Schreinerei… Ziel ist ein besseres Verständnis für die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen, mehr Wertschätzung und Teamgeist sowie auch berufliche Weiterbildung. Mitlaufen, mitanpacken, mitfühlen: Für Geschäftsführerin Ulrike Much bedeutet dies an ihrem „Jobsurfing“-Morgen vor allem körperliche Arbeit. Los geht es mit einer Aufgabe, die sonst kaum jemand wahrnimmt: die sogenannte Mülltour. Papierkörbe leeren, Abfall aufsammeln, das Gelände rund ums Krankenhaus sauber halten – ein morgendlicher Rundgang mit klarem Ziel. „Schon beeindruckend, was da alles zusammenkommt“, sagt sie. „Und man fragt sich schon, wie manches überhaupt hier landet.“

Gärtner Alexander Hock zeigt auf einen abgelegenen Bereich: „Vor allem die Zigarettenkippen – erschreckend, wie viele das sind.“ Ein Punkt, der nachdenklich macht – und zugleich zeigt, wie wichtig auch vermeintlich kleine Aufgaben sind.

Ein Blick auf den gut ausgearbeiteten Wochenplan von Markus Foschi zeigt: Heute steht Rasenmähen auf dem Programm. Der Vollblut-Gärtner erklärt sein System: „Alle zwölf Tage müssen wir ran, sonst wir das Gras zu hoch.“ Und davon gibt es rund ums Haus mehr als man denkt: Neben Blumenbeeten und Sträuchern auch große Wiesenflächen, die regelmäßig gepflegt werden.

Doch bevor gemäht wird, wartet ein besonderer Höhepunkt: Ein kleiner Aufsitzwagen mit Anhänger – normalerweise genutzt zum Transport von schwerem Gerät und Grünschnitt – steht bereit. Ulrike Much darf ans Steuer. „Das wollte ich schon immer mal machen“, sagt sie voller Vorfreude. Alexander Hock zeigt ihr die wichtigsten Kniffe, dann geht es auf kleine Spritztour mit Extrarunde – sichtlich mit Spaß dabei und nicht ohne Zuschauer. Denn einige Mitarbeiter lugen erstaunt aus den Fenstern und winken.

Zurück zum Ernst der Gartenarbeit: Jetzt wird gemäht. Und das ist anstrengender als gedacht. Nicht zu schnell, nicht zu langsam – und an der Steinkante bloß aufpassen, dass sich das Messer nicht verkantet. „Ganz schön laut“, stellt Ulrike Much fest. „Und ehrlich gesagt: "Mir geht ein bisschen die Puste aus“, gibt Much zu, während der Mäher tuckert. Alexander Hock nickt: „Wenn man das nicht gewohnt ist, ist das ganz schön kräftezehrend.“

Nach mehreren Stunden im Grünen mit Laubbläser und Heckenschere zieht die Geschäftsführerin Bilanz: „Es tut gut, mal vom Schreibtisch wegzukommen und den Kopf freizukriegen. Und ich habe heute richtig viel gelernt – vor allem, wie durchdacht und anspruchsvoll die Arbeit hier draußen ist.“ Auch Markus Foschi freut sich über den Tag und darüber die Leidenschaft für seinen Beruf zu teilen: „Schön, wenn man mal zeigen kann, was alles dazugehört – das sieht man sonst ja kaum.“

Darüber freut sich auch Schwester Hasret Kirli. Seit Beginn der Frühschicht um 6 Uhr morgens auf der geriatrisch-neurologischen Station 1e hat auch sie einen neugierigen „Jobsurfer“ an ihrer Seite. Personalleiter Jochem Kalthegener hat Hemd und Schreibtisch gegen weißen Kasack und Turnschuhe getauscht. Er packt an, wo er kann und darf, hilft beim Betten beziehen, ist bei der Pflege am Bett dabei, verteilt Essen, darf übungsweise eine Infusion vorbereiten und ist bei einer Aufnahme auf der „Stroke Unit“, einer speziellen Abteilung für Schlaganfallpatienten dabei. Schwester Hasret weicht dabei nicht von seiner Seite, erklärt die komplexen Abläufe der Station.

Als gelernter Rettungssanitäter ist Jochem Kalthegener mit manchen Handgriffen durchaus vertraut – und trotzdem tief beeindruckt vom fachlichen und organisatorischen Anspruch:
„Dass das so viel ist, was man regelmäßig dokumentieren muss, war mir nicht klar. Es gibt sehr viel zu klicken und zu schreiben – die Pflegekräfte haben da richtig viel Verantwortung.“

Die pflegerische Dokumentation, das genaue Abwägen, Protokollieren und Reagieren – das alles wird für ihn zur Erkenntnisreise durch einen Berufszweig, der oft unterschätzt wird. Auch hier wird klar: Wer das Surfen auf unbekannten Wellen wagt, sieht nicht nur den eigenen Arbeitsplatz, sondern auch die Kolleginnen und Kollegen mit neuen Augen.